Ein guter Vorsatz für´s neue Jahr
Es ist wieder soweit. Wie Pilze schießen sie aus dem Boden – die Vorhersagen für 2015. „Gold, Zinsen, Aktien – so wird 2015“ titelt DAS INVESTMENT.
Die Zeitschrift EURO legt noch einen drauf: „Ihr Geld 2015 – Wo Sie weltweit hohe Gewinne erzielen, welche Anlagen sicher sind“.
Hier stellt sich die Frage, ob jemand, der die besten Anlagen der nächsten Monate kennt, diese dem gemeinen Volk mitteilt. Nur um Gefahr zu laufen, dass andere Marktteilnehmer ihm zuvorkommen? Eher unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher ist, dass sich große Marktteilnehmer bereits bei den „heißen Tipps“ eingekauft haben und nun auf gierige Nachläufer warten, welche die Kurse weiter treiben und ihnen einen erfolgreichen Ausstieg mit hohen Gewinnen sichern.
Wobei EURO die Treffsicherheit der Vorhersagen mit den tatsächlichen Ergebnissen der „heißen Tipps“ für 2014, welche Ende 2013 abgegeben wurden, untermauert.
Die Tipps der fünf Top-Vermögensverwalter in Deutschland waren im Schnitt sehr erfolgreich: Drei Profis schlugen den DAX deutlich, einer lag etwa auf gleicher Höhe, einer war jedoch dick im Minus.
Diese Ergebnisse scheinen die Thesen von Benjamin Graham zu widerlegen.
Der Altmeister und geistige Vater von Star-Investor Warren Buffet vertrat die Meinung, dass es für einen Investor sehr schwierig ist, den Markt zu schlagen – auf Dauer wäre dies praktisch unmöglich.
Benjamin Graham sah den Erfolg eher darin, Anteile an soliden Unternehmen unter ihrem tatsächlichen Wert zu kaufen und überbewertete Unternehmen, welche gerade „in“ sind und nur von Zukunftsphantasien leben, zu meiden.
Ein zweiter Blick auf die Ergebnisse der Top-Vermögensverwalter scheint dem Altmeister aber wieder Recht zu geben.
Die Depots der Profis waren international aufgestellt. Als Vergleich wurde jedoch der deutsche Aktienindex DAX gewählt. Wozu?
Hier erinnere ich mich gerne an einen Dozenten während meines Studiums. Dieser stellte trocken fest, dass es in der Branche nicht ungewöhnlich ist, bei einer enttäuschenden Entwicklung der eigenen Anlage, einfach eine noch enttäuschendere Benchmark zu suchen.
Hätte man die Wertentwicklungen der EURO-Experten nämlich mit dem internationalen MSCI WORLD INDEX verglichen, so hätte es gerade mal ein Profi auf das Niveau geschafft – alle anderen hinken deutlich hinterher.
Würde dann noch berücksichtigt werden, dass die Top-Vermögensverwalter für ihre Leistungen gerne 1,5 bis 2% Managementgebühren abzweigen, dann hätte wohl auch der letzte gegen den MSCI WORLD INDEX verloren.
Weitere Fakten, die zum Nachdenken einladen:
Die Zeitschrift EURO hält eine Fonds-Rangliste für bestimmte Regionen/Anlageschwerpunkte mit den Wertentwicklungen des Jahres 2014 bereit.
In der Kategorie „Aktienfonds weltweit“ liegen drei kostengünstige Indexfonds (ETFs) unter den zehn besten Fonds. Die rote Laterne (Platz 130) hält der Fonds eines bekannten Vermögensverwalters mit einer stolzen Gesamtkostenquote (TER) von 1,9% pro Jahr und einer erschreckend negativen Wertentwicklung.
Bei den „Aktienfonds Nordamerika“ gehen die ersten vier Plätze an ETFs.
Bei den „Aktienfonds Deutschland“ schneiden nur sechs Fonds besser als der DAX ab – darunter zwei ETFs. Die restlichen Anlagen, ganze 49 Fonds, landen hinter dem Index.
Auf Sicht von 10 Jahren konnte der DAX ca. 125% zulegen. Das entspricht einer Rendite von über 8% pro Jahr.
Der durchschnittliche Privatanleger ist jedoch weit von diesem Wert entfernt, weil er in der Regel erst einsteigt, wenn die Kurse bereits kräftig gestiegen sind, und aussteigt, wenn bereits herbe Verluste eingetreten sind. Zudem nagen die üppigen Gebühren der Hausbank und der Vermögensverwalter an der Rendite.
Ein guter Vorsatz für’s neue Jahr könnte folglich eine Depot-Optimierung sein.
Das geht relativ einfach und die Verbesserungen sind meist schnell sichtbar.
1. Verschaffen Sie sich einen Überblick: In welchen Bereichen sind Sie mit welchem Betrag engagiert? Ist die aktuelle Aufteilung noch richtig?
2. Misten Sie aus: Können bei den Kerninvestments unrentable und teure Positionen nicht durch kostengünstigere ersetzt werden? Gibt es Positionen, die aus aktueller Sicht keinen Sinn mehr machen?
3. Behalten Sie den Überblick: Müssen mehrere Depots sein oder können diese zusammengelegt werden? Wie viele Positionen können noch problemlos überblickt werden?
Ein schlichtes, aber solides Depot. Ohne viel Schnickschnack. Ohne unnötige Kosten. Eine Handvoll „Ewigkeitsaktien“ (krisensichere Unternehmen, die seit vielen Jahrzehnten zuverlässig Dividenden zahlen), eine gesunde Mischung an ETFs, vielleicht noch eine kleine Auswahl an Spezialitäten – das war´s.
Mehr wird nicht benötigt!
So kann es wieder möglich werden, an die – trotz aller Börsenturbulenzen – guten Langzeitergebnisse anzuknüpfen.
Das wäre doch ein guter Einstieg ins neue Jahr!
Mit den besten Wünschen für 2015
Ihr Ralf Maier