Marketing trifft Realität

12. August 2015 - 14:20

Vorsorgesparer und Anleger kämpfen mit den Niedrigzinsen. Tagesgeldzinsen, welche nach Steuern nicht annähernd an die Preissteigerungsrate heranreichen, bereiten Kopfzerbrechen. Aktuell wird somit vielfach die reale Kaufkraft des Vermögens vernichtet. Was tun? Wo gibt es noch die Aussicht auf hohe Renditen – aber ohne das Risiko eines Kapitalverlustes?

Neue Versicherungslösungen versprechen Abhilfe. Laut Werbebotschaft finden Kunden hier eine reizvolle Kombination: Die innovativen Produkte ermöglichen gute Renditechancen über die Partizipation an einem Aktienindex – ohne Verluste befürchten zu müssen. Besonders rentabel und gleichzeitig das Kapital garantiert! Das liest sich super in der heutigen Zeit.

Doch wie schlagen sich die Versprechen des Marketings in der Realität? Was passiert, wenn sich der Index negativ entwickelt? Wer gleicht den Verlust wieder aus? Wer trägt dieses Risiko? Was kostet es?

Anhand tatsächlicher Ablaufleistungen (keine schöngefärbten Prognosewerte) kann ich festhalten, dass die Renditechancen solcher Konstruktionen sehr begrenzt bzw. sehr enttäuschend sind. Aufgrund der Garantieversprechen muss ein Versicherer einen relativ hohen Anteil des Sparbeitrags sicher, also v.a. in Staatsanleihen investieren. Bei kurz laufenden Sparverträgen ist dieser Anteil riesig. Entsprechend klein ist der Anteil, welcher wirklich chanchenreich in Aktien investiert werden kann. Wer glaubt, dass er mit solchen Produkten hohe Renditechancen ohne Risiko erhält, der irrt gewaltig.

In der Aufteilung „Aktien für die Performance„ und „Staatsanleihen für die Garantie„ liegen alle Antworten:

Der Anteil der Anleihen wird so festgelegt, dass selbst bei extrem ungünstiger Entwicklung der Aktien das Garantieversprechen gehalten werden kann. Der Sparer zahlt somit für die Kapitalgarantie – und zwar über die sehr bescheidenen Renditechancen. Will ein Sparer bspw. 10 Jahre ansparen und schaffen die sicheren Anleihen nach Kosten bspw. 1% pro Jahr, so müssen für die Kapitalgarantie knapp 90% sicher angelegt werden – chancenreich können nur grob 10% investiert werden. Entwickelt sich in der Zeit der Aktienindex prächtig, so partizipiert der Sparer nur zu einem kleinen Bruchteil.

Wer an die langfristig positive Entwicklung bei Aktien glaubt, die Chancen und Risiken kennt (und auch eingehen möchte), vernichtet mit solchen „Garantie-Indexrenten„ einen Großteil seiner angestrebten Rendite, da die Kapitalgarantie sehr teuer und für seine Annahmen unnütz ist.

Wer in erster Linie auf Sicherheit (Kapitalgarantie) setzt, der findet sicherlich einfachere und günstigere Varianten.

 

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