Das Kakerlaken-Portfolio

5. Januar 2018 - 19:08

Einem ehemaligen Analysten der Société Générale wird die Feststellung zugeschrieben, dass Portfolios wie Kakerlaken sein sollten: anpassungsfähig und robust. Kakerlaken stehen im Ruf, dass sie sich an die unterschiedlichsten Lebensräume anpassen und selbst schlimmste Katastrophen überleben können. Sie sollen selbst eine hohe radioaktive Strahlung – längst tödlich für Menschen – aushalten. Und auch mehrere Tage ohne Kopf sollen sie überleben können.

Die Idee hinter einem Kakerlaken-Portfolio ist somit, die einzelnen Anlageklassen so zu kombinieren (asset allocation), dass selbst große Krisen relativ gut überstanden werden. Aktien versprechen zwar langfristig die höchste Rendite, diese muss jedoch mit teils extremen Schwankungen erkauft werden. Anleihen bremsen in Boomjahren zwar etwas die Wertentwicklung, in Krisen können sie jedoch die Verluste begrenzen. Barmittel (Cash) bringen auf den ersten Blick keine Rendite, sie dienen aber als Liquiditätspuffer für Notfälle bzw. für neue Investitionen nach einem Crash (für die anschließende Erholungsphase). Ums Gold wiederum drehen sich ganze Glaubenskriege: Auf der einen Seite wirft Gold weder Zinsen noch Dividenden ab – es lebt ausschließlich von dem ihm beigemessenen (psychologischen) Wert. Auf der anderen Seite dürfte Gold auch nach den schlimmsten Wirtschaftskrisen, Zusammenbrüchen und Währungsreformen seinen (psychologischen) Wert behalten – so war es zumindest über Tausende von Jahren.

Wenn man dann noch akzeptiert, dass kein Mensch, Berater, Analyst, Bankvorstand oder Börsen-Guru die berühmte Glaskugel besitzt, so kommt man vielleicht auf die Idee, sein Geld ohne großen Plan mehr oder weniger gleichmäßig (je nach Lust und Laune) auf die einzelnen Anlageklassen aufzuteilen. Probieren wir einfach mal eine Kombination (US-amerikanischer Markt) aus 40 % Aktien, 20 % Anleihen, 20 % Cash und 20 % Gold (unser Kakerlaken-Portfolio).

Während der letzten 18 Jahre (2000 bis 2017) kam es zu zwei schweren Börsencrashs (Dotcom-Krise ab 2000 und Finanzkrise ab 2007) sowie einer langen Liste von Kriegen (u.a. Afghanistan, Irak, Libanon, Syrien, …). Und mit dem Euro wurde 2002 sogar eine Konkurrenz zum allmächtigen US-Dollar eingeführt – turbulente Jahre aus Sicht eines Anlegers.

Ein reines Aktienportfolio musste über die Jahre zwischenzeitliche Verluste von über 50 % verkraften – entsprechend lange dauerte die Aufholjagd. In Boomphasen kann es seinen Vorteil (100% Aktien) jedoch ausspielen – aber nur wieder bis zur nächsten Korrektur…dann beginnt die Aufholjagd von Neuem. Über die letzten 18 Jahre konnte das reine Aktienportfolio eine Rendite von ca. 5,7 % pro Jahr erzielen.
Der maximale zwischenzeitliche Verlust unseres Kakerlaken-Portfolios lag bei knapp 25 % – entsprechend schneller verlief die Erholung. Bei unserem Kakerlaken-Portfolio lag die Rendite über die letzten 18 Jahre bei ca. 6,6 % pro Jahr.

Natürlich ist das Ganze nur ein Blick in den Rückspiegel, die Zukunft wird kaum gleich verlaufen. Dennoch enthält der Blick in den Rückspiegel alles, was man wohl auch zukünftig erwarten muss:
Krisen, Kriege, Zusammenbrüche…aber auch Erholungsphasen.

Zur Zeit bin ich im Gespräch mit der Vanguard Group, dem Pionier für kostengünstige Anlagelösungen – in der Hoffnung, Ihnen bald ein interessantes und besonders rentables (weil günstiges) Portfolio anbieten zu können.

Und wenn Sie das nächste Mal eine Kakerlake sehen, denken Sie einfach an ein kleines Wunder der Natur.

Finanzberater des Jahres 2012 Top 50