Fehler, die viel Geld kosten

28. Juni 2018 - 9:44

In einer großen Studie untersuchten die Wirtschaftsprofessoren Andreas Hackethal und Steffen Meyer die Wertentwicklung von mehreren Zehntausend Depots von Direktbanken.

Das erschreckende Ergebnis: Die durchschnittliche Wertentwicklung der Privatanleger lag zwischen 2005 und 2015 bei nur 3,1% pro Jahr, obwohl es eine vergleichbare Marktauswahl auf 8,7% pro Jahr brachte. Selbst gut informierte Anleger konnten ihre Depotwerte nicht merklich steigern – und das ist für jeden „Normal-Anleger” die gute Nachricht. Für ein besseres Abschneiden sind nicht aufwendige Recherchen oder ein hoher IQ Voraussetzung, sondern das richtige Verhalten.

Folgende Fehler und Abhilfen konnten die Wirtschaftsprofessoren identifizieren:

Fehler 1: Fehlende Streuung

Durchschnittlich investierten Anleger in zwölf Wertpapiere, zumeist Einzelaktien.  Viele Depots bestanden jedoch nur aus einer einzigen Position. „Die Depots mit den wenigsten Positionen haben das mit Abstand schlechteste Chance-Risiko-Verhältnis”, stellten die Autoren fest.

Abhilfe:

Breit aufgestellte Portfolios lassen sich mithilfe von Aktienfonds und ETFs einfach und schnell erstellen. So kann mit einer einzigen Investition gleichzeitig in mehrere Dutzend oder sogar mehrere Hundert Einzeltitel investiert werden.

Fehler 2: „Aktien-Picking” („Stock-Picking”)

Das Herauspicken von angeblichen Gewinneraktien aus der Gesamtmasse schlug in den meisten Fällen fehl. Anleger werden erst dann (oftmals durch Medienberichte) auf interessante Aktien aufmerksam, wenn diese bereits ein Kursfeuerwerk hinter sich haben – danach folgt meist die Ernüchterung mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung. Das Fazit von Hackethal/Meyer: „Das Aktien-Picking erwies sich in den vergangenen zehn Jahren als Renditekiller erster Güte.”

Abhilfe:

Genau wie bei der fehlenden Streuung lässt sich dieses Problem mit Aktienfonds und ETFs einfach und schnell umschiffen.

Fehler 3: Häufiges Handeln

Häufiges Handeln provoziert hohe Handelskosten und birgt die Gefahr von weiteren Fehleinschätzungen. „Je mehr die Depotbesitzer handelten, desto schlechter war ihr Anlageergebnis. Besonders interessant: Die Handelskosten spielten zwar eine wichtige Rolle, aber die Depotrendite war bei den eifrigen Händlern auch vor Abzug der Kosten am schlechtesten”, so die Erkenntnis der Autoren.

Abhilfe:

Wer als Anleger bereits auf eine breite Streuung setzt und erkennt, dass Aktien trotz aller zwischenzeitlichen Schwankungen langfristig eine hervorragende Rendite bieten, sollte überhaupt nicht in die Versuchung kommen, sein Depot laufend überprüfen und optimieren zu wollen. Zudem sollte man sich nicht von Medienberichten oder blumigen Werbebotschaften zum übermäßigen Handeln hinreissen lassen. „Hin und her macht Taschen leer” – aber nur die der Anleger, während sich die Taschen der Bank füllen.

Fehler 4: Fokus auf Deutschland

Verständlicherweise investieren Anleger gerne in Aktien, deren Unternehmen bekannt und in Deutschland ansässig sind. Das führt meist zu Klumpenrisiken: Viel Deutschland, wenig Rest-Welt. Hackethal/Meyer: „Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Anleger auf lange Sicht mit einem internationalen Portfolio ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis bekommen.”

Abhilfe:

Mittels internationaler Aktienfonds und ETFs kann eine deutschlandlastige Aufstellung leicht ausgeglichen werden.

Die Studie von Prof. Andreas Hackethal und Prof. Steffen Meyer zeigt eindrucksvoll, wo die größten Fallen für Privatanleger lauern. Und das Schöne: Es sind keine aufwendigen oder komplizierten Operationen notwendig, um seine Anlageergebnisse zu verbessern – wenige einfache Verhaltensregeln erhöhen bereits den Erfolg spürbar.

 

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